SiACo Studie
Die Wirkung von Gesangstraining und logopädischer Stimmtherapie auf die durch inhalative Verabreichung von Kortikosteroiden entstandene Heiserkeit bei Asthma- und COPD PatientInnen. Ao.Univ.Prof. Dr. Berit Schneider-Stickler, Univ.-Prof. Annett Thoms, Katharina Klavacs BSc MSc, Univ. Prof. Mag. Dr. PhDr. Wilhelm Frank MLS
Nach einer ersten Auswertung der Daten zeigen die vorliegenden Ergebnisse der stimmtherapeutisch-gesangspädagogischen Studie SiACo (SingAgainstCortisone), dass ein Stimmtraining auf der Grundlage der One-Voice-Technique (OVT) einen therapeutischen Effekt bei PatientInnen mit einer bestimmten Heiserkeit aufweist.
Auf der Grundlage der SiACo Studie entstand an der Jam Music Lab University
unter der Leitung von Univ.-Prof. Annett Thoms der SiAH Chor (SiAH = Singen gegen Heiserkeit),
eine Langzeitstudie. (scroll down)
Lehr-Team der Singgruppe von links nach rechts: Univ. Prof. Annett Thoms, Elli Maier BA, Christiane Niederbacher, Ladan Jafarnezhard, Peter Varsanyi BA
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Ein Beitrag zur Studie vom ORF
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SiACo - Eine Therapiestudie der anderen Art (Ö1)
Artikel in der Fachzeitschrift des Berufsverbandes Logopädie logoTHEMA
Ganzer Artikel hier
Seit 2020 wird die Therapiestudie SiACo gemeinsam von dem Institut für Gesangspädagogik der JAM MUSIC LAB – University for Jazz and Popular Music Vienna , der Universitäts-HNO-Klinik Wien und dem Zentrum für Kommunikationsmedizin durchgeführt.
An dieser medizinischen Studie nehmen Proband:innen teil, die an einer Heiserkeit durch Muskelschwäche bzw. Muskelschwund in den Stimmlippen oder/und an Schleimbildung, beides als Folge der Einnahme von kortisonhaltigen Inhalationssprays ausgelöst, leiden.
Inhalationssprays mit entzündungshemmenden Inhaltsstoffen sind aktuell die Standard-Medikation bei Asthma (bronchiale) und COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Eine mögliche Nebenwirkung dieser Inhalationen ist Heiserkeit.
Intuitiv scheint es falsch zu sein, einen Menschen, der an Heiserkeit leidet, singen zu lassen. Jedoch trügt die Intuition hier. Denn es gibt viele verschiedene Arten von Heiserkeit und die Ursachen dafür sind so verschieden, wie die Methoden zu ihrer Heilung.
Nachdem bei einer Vielzahl von Stimmstörungen die logopädische Therapie zielführend ist und man durch regelmäßiges Singen nachweislich eine Verbesserung der Lungenfunktion (z.B. Studie:
Community singing groups for people with chronic obstructive pulmonary disease: participant perspectives) und der Stimmbandschließung erreichen kann, stellte sich die Frage der therapeutischen Interventionsmöglichkeiten.
Die Teilnehmer:innen der Studie wurden daher in zwei Gruppen eingeteilt. Mit den Personen der einen Gruppe wurden in Einzelsitzungen Logopädische Übungen gemacht (8 Einheiten zu je 45 Minuten). Die zweite Gruppe erhielt in Form eines gemeinsamen Trainings Gesangsunterricht auf Grundlage der One Voice Technique (8 Einheiten zu je 45 Minuten). Im Anschluss an diese Trainingsstunde bildeten die Teilnehmer:innen einen kleinen Chor und erarbeiteten gemeinsam mit einer Chorleiterin zweistimmige Lieder.
Die Gesamtdauer der Studie sollte ursprünglich etwa drei Monate betragen. Durch die Corona Pandemie hatte sich die Durchführung allerdings erheblich verzögert.
Verantwortlich für die erste Gruppe „Training der Singstimme“ war Annett Thoms, Institutsleiterin für Gesangspädagogik an der JAM MUSIC LAB University. Ihr Team bestand aus den Gesangspädagoginnen Christiane Niederbacher , Elli Maier, Ladan Jafarnezhad und drei Student:innen der JAM MUSIC LAB – University for Jazz and Popular Music Vienna - Alexandra Tkach, Selina Gerstmayer und Peter Varsanyi.
Die zweite Gruppe „Training der Sprechstimme“ wurde von der Logopädin Katharina Klavacs betreut. Die logopädische Stimmtherapie fand in mehreren Einzelsitzungen statt (8 Einheiten zu je 45 Minuten).
Vor und nach den Interventionen wurden beide Gruppen den gleichen phoniatrisch-HNO-ärztlichen und logopädischen Untersuchungen unterzogen. Dafür verantwortlich war die HNO-Fachärztin und Phoniaterin Ao.Univ.Prof. Dr. Berit Schneider-Stickler, stellvertretende Leiterin der Klinischen Abteilung Phoniatrie-Logopädie der Univ.-HNO-Klinik der Medizinischen Universität Wien und stellvertretende Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Musik und Medizin.
Außerdem füllten beide Gruppen vor und nach den acht Einheiten Gesangsunterricht bzw. Logopädischer Therapie zwei validierte Fragebögen zur eigenen Bewertung ihrer Stimme und ihrer Atmung aus. Bei den Fragebögen handelt es sich um den Voice Handicap Index (VHI) und den COPD Assessment Test (CAT).
Ein Vergleich der beiden Untersuchungsergebnisse zeigt, dass die Ergebnisse der Einzelstunden in der Logopädie und die der Chor-Gruppe in etwa gleich sind.
Die Ergebnisse für die Chorgruppe sind eine wesentlich verringerte Schleimbildung auf den Stimmlippen und eine Verbesserung des Jitter-Wertes (Unregelmäßigkeiten der Grundfrequenz beim Tonklang). Der Stimmlippenschluss war wesentlich fester, konnte sogar verdoppelt (!) werden.
Auch die Lautstärke, also der Schalldruckpegel (SPL – SoundPressureLevel) konnte fast verdoppelt werden. Die Tonhaltedauer bei stimmlosem und stimmhaftem „s“ war bei den Teilnehmer:innen nach der Intervention wesentlich länger, während die Tonhaltedauer bei „a“ in etwa gleich geblieben ist.
Die Auswertung der Fragebögen Voice Handicap Index (VHI) und COPD Assessment Test (CAT) ergaben, dass sich die Teilnehmer:innen nach den 8 Einheiten Gesangstraining und Chorsingen nicht mehr im pathologischen Bereich befanden.
Artikel in der Fachzeitschrift des Berufsverbandes Logopädie logoTHEMA
Der SiAH Chor
Auf der Grundlage der SiACo Studie entstand unter der Leitung von Univ.-Prof. Annett Thoms an der Jam Music Lab University der SiAH Chor (SiAH = Singen gegen Heiserkeit), eine Langzeitstudie.
Jeden Dienstag 18 Uhr singen Betroffene gemeinsam in einem Chor in den Räumen des Musikquartiers in der Mariahilferstraße in Wien.
Die Chormitglieder leiden an einer Heiserkeit, die durch eine Lungenerkrankung ausgelöst wurde. Ziel ist es, die Stimmlippen zu entlasten. Erreicht werden soll es durch eine verbesserte Atmung und die Nutzung der Resonanzen im Vokaltrakt.
Die Stimminterventionen wurden bereits von der Ethikkommission für die SiACo Studie zugelassen. Deshalb wurden diese für den SiAH Chor beibehalten.
Die Kriterien für Teilnehmende wurden angepasst. Beispiel: Keine Beschränkung auf die Kortison Medikation. Der Grund dafür ist: Fast alle Inhalationssprays verursachen eine Heiserkeit, da auch Trägerstoffe in den Sprays dafür verantwortlich sind.
Als neue Einschlusskriterien gelten:
- Asthma bronchiale, COPD oder Long Covid
- Heiserkeit, die erst nach regelmäßiger Inhalationssprayanwendung aufgetreten ist
- Aktive Teilnahme an wöchentlichen Chorproben möglich
Von den Ausschlusskriterien bleiben:
- COPD Stadium 4
- Bekannte morphologische laryngeale Veränderungen
Vor Beginn der Interventionen füllen die neuen Chormitglieder einen VHI (Voice Handicap Index) Bogen aus. Außerdem werden Einzelaudios erstellt , die gespeichert und ausgewertet werden. Dieser Prozess wird in regelmäßigen Abständen wiederholt.
Ziel ist es, die Entwicklung der Stimmqualität der Teilnehmenden über einen längeren Zeitraum zu dokumentieren und auszuwerten.
Team der Langzeitstudie SiAH Chor (2022): Annett Thoms (Projektleiterin), Christiane Niederbacher, Elli Maier, Peter Varsanyi
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